Wista-Mamiya
DIY Hybrid – näher dran an der perfekten Weitwinkel
Kamera (2013)
Wie beim Studium dieser
Seiten ja wohl klar wird, bin ich eher so der Weitwinkel Fotograf.
Meine Wünsche an und Kriterien für eine optimale
analoge Weitwinkel Kamera habe ich, um damit
weiter zu kommen, sogar einmal in Form einer Tabelle niedergelegt:
Ich habe auch wirklich
einiges versucht um dem Ideal näher zu kommen, z.B. eine
Graflex Century
Graphic auf das Mamiya Press Bajonett umgebaut
Das war zu wackelig und
auf 6x9 beschränkt (6x12 auf Rollfilm hatte ich immer schon im
Hinterkopf).
Oder eine aufs Mamiya
Bajonett umgebaute Shackman Oszilloskop Kamera mit der
hübschen
Aufschrift „This part may be rotated in either
direction“
Die bot enorme Shift
Möglichkeiten, war aber zu schwer und zu unelegant.
Zuletzt habe ich mir eine Wista 45 VX geschenkt und damit den Urlaub
verbracht:
Die Wista ist eigentlich
eine 4x5“ Laufboden Kamera, eine „Field
Camera“, die ich mit einem 6x9
Rollfilm Rückteil betrieben habe und einem 150er Schneider
Xenar, einem 65er Schneider Super
Angulon und dazu noch mit meinem heißgeliebten 50er Mamiya
Press Objektiv. Um auch mit
Weitwinkel Objektiven noch wenigstens etwas auf der
Einstellscheibe sehen zu können, habe ich eine
spezielle Weitwinkel Einstellscheibe von Ebony eingebaut, die aber auch
nicht perfekt ist, jedenfalls
durchaus kein strahlend helles Bild „von Ecke zu
Ecke“ bietet.
Dennoch sehr angenehm!
Noch transportabel, solide, eine feine Art zu fotografieren - mit der
einen
Einschränkung, dass die Bedienung bei Objektiven mit sehr
kleinem Auflagemass entweder mühsam
wird oder ganz unmöglich, und gerade solche (Weitwinkel-)
Objektive sind ja meine Vorliebe.
Um beim 65er Super
Angulon und beim 50er Mamiya noch wenigstens kleine Verstellungen
nutzen zu
können, braucht es einen Weitwinkelbalgen, den es auch im
Prinzip zu kaufen gibt, nur praktisch nicht.
Der Leder Weitwinkel Balgen, den ich mir daraufhin selbst gebaut habe,
erfüllt den Zweck, auch bei kleinen
Auszügen noch flexibel zu sein, ist aber leider so
voluminös geraten, dass sich die Kamera nun nicht
mehr ordentlich schließen
läßt….
Also, so fein die Wista
ist, perfekt ist das nicht.
Was wäre mein
Ideal?
* Nutzung von
internationalen Rückteilen, also z.B. auch einem 6x12 Magazin
(6x12 kann ich
noch scannen…)
* Nutzung von
Mamiya Press Objektiven möglich
* Tilt und
Shift Verstellmöglichkeiten auch beim kleinen Auflagemass der
Mamiya Press
Objektive
* Vertretbar
teuer und für Außeneinsätze
möglichst unempfindlich
Da sich die Wista so
schön zerlegen läßt, bot es sich an, das
drehbare Rückteil als Aufnahme für die
Magazine zu verwenden, so wie auch die vordere Objektiv Standarte, die
großzügige Verstellungen
und das Anbringen der Mamiya Objektive ermöglicht (in einer
Platine mit dem Bajonett aus einem
Zwischenring). Leider sind die - ansonsten auch sehr schönen
– Horseman Kameras dafür nicht
geeignet, weil deren Objektivplatinen kleiner sind und das sehr
große Mamiya Press Bajonett nicht
aufnehmen können.
Und das „Dazwischen“ war eben neu zu bauen, diesmal
aus Holz.
Auch eine Vorrichtung aus Lego gab es wieder:
Konstruktiv einigermaßen anspruchsvoll ist die Aufnahme des
Rückteiles, die ich so wie im Original mit
meinen beschränkten Mitteln nicht nachbauen konnte. Ich habe
mich für eine Lösung mit einer Art
Tasche entschieden, nach längeren Brainstorming Sessions, aus
3mm Alu Blech:
Bei eingeschobenem Rückteil wird der obere Schlitz mit einem
gesteckten Riegel verschlossen. Das
Rückteil bleibt so drehbar (fürs gelegentliche
Hochformat) und fällt jedenfalls nicht ab.
Auf der anderen Seite hat der oben schon erwähnte Weitwinkel
Balgen seinen Platz, und unten sitzt die
mit Liebe gefeilte Aufnahme für die Wista Objektiv Standarte:
Ständiges
Verstellen der Standarte ist nicht nötig, weil die Mamiya
Objektive ja einen Schneckengang
zum Scharfstellen haben. Für die Positionierung der Standarte
reicht ein Strich auf der Führung.
Ich habe mich bemüht, das hölzerne Gehäuse
besonders flach zu machen, um an die Knöpfe des
Objektivträgers so gut wie möglich heran zu kommen.
Schmäler ging nicht, und immerhin ist die
Bedienung nun fast problemlos möglich, wo ich mir bei der
originalen Wista noch die Finger
abgebrochen habe.
Schwer ist das ganze
natürlich immer noch, 2200g mit 65mm Objektiv und
Lichtschacht, das ergibt mit
zwei weiteren Objektiven, Rückteil und Zubehör
schnell eine Fototasche von über 5kg Gewicht, aber
immerhin ein Drittel leichter als die Variante mit der Wista. Sogar
gelegentliche Aufnahmen „aus der
Hand“ scheinen möglich.
Ich habe zur Zeit drei Mamiya Press Objektive in Gebrauch, die alle an
6x9 ausreichende
Verstellmöglichkeiten bieten. Das 50er leuchtet allerdings das
6x12 Format nicht ganz aus, (es
vignettiert leicht in den Ecken), das 75er aber
problemlos.
Das 50er bietet an 6x12 natürlich horizontal einen enormen
Bildwinkel (entsprechend etwa 15mm an
Kleinbild), aber auch das 75er entspricht (horizontal) noch einem 23mm
Objektiv.
Bildbeispiele:
Schloss
Morsbroich, Leverkusen, mit dem 100er an 6x9 (und etwas zu viel shift
nach oben...):
und mit dem 50er als 6x12:
(nach
oben)
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