|
Rolleicord
Stereo – meine „Dreiäugige“
(2012) Im Laufe
der Planung für diese Kamera habe ich die Idee Rolleiflexen zu
nehmen wieder
fallen gelassen, weil das Spannen beider Verschlüsse durch die Kurbel einer
Kamera mir schwierig erschien. Statt dessen kam ich auf Rolleicords.
Eine
Rolleicord (eine späte Rolleicord II) hatte ich bereits, ich
glaube, es ist die
Kamera die mir auf diesem Bild um den Hals
hängt. Als
zweite Kamera kaufte ich eine Rolleicord IV, schon mit dem etwas
moderneren Filmtransport, der Doppelbelichtungen
verhindert. Die Objektive beider Kameras sind
„identische“ vergütete Schneider
Xenare. Ich hatte
vor, beide Kameras so unverändert wie möglich zu
lassen, sie aber so nahe wie
möglich aneinander zu montieren, um eine Stereo Basis von etwa
75 mm zu
erreichen. Also habe ich zuerst die Seiten beider Kameras
geöffnet. Um
die
Fokussiertriebe beider Kameras zu verbinden, habe ich ein
„Kupplungsstück“
gemacht, aus einem Scharfstellknopf, Alu Blech und –
natürlich –
Zweikomponentenkleber. Das Teil ist mit der Achse des Fokus Antriebes
der einen Kamera verschraubt und greift in ein Loch der Kurvenscheibe
der
Fokussierung der anderen Kamera. Gut
funktionierte das am Anfang nicht. Wenn beide Kameras fest aneinander
montiert
waren, wurde die Fokussierung ziemlich steif und letztlich fand ich
heraus,
dass die Achsen der beiden Fokussierantriebe beider Kameras durchaus
nicht auf
einer Linie liegen, mit der Filmebene als Bezug. So groß war
die Abweichung
nicht, aber genug damit die Scharfstellung nicht mehr wirklich
schön
funktionierte. Für eine einzelne Kamera kein Problem, wenn
man’s überlegt: Die
Achse des Fokussierantriebes muss parallel zur Filmebene sein (was sie
ist), ob
sie aber ein paar Zehntel weiter vorn oder weiter hinten liegt ist
egal, die
Justierung der Kamera erfolgte ohnehin durch Beilagscheiben an der
Objektiv
Standarte. Aber für zwei gekoppelte Kameras macht es schon was
aus… Letztlich
habe ich beide Kameras mit minimal unterschiedlicher Filmebene,
dafür mit so
gut es geht ausgerichteter Fokussierachse montiert, indem ich meine
Lego
Vorrichtung mit Tesafilm perfektioniert habe. Als
ich
schon an den Blechen feilte, mit denen ich beide Kameras zusammenhalten
wollte,
dachte ich zuerst ans Kleben, und dann habe ich es einfach gemacht. In
der Not
kann ich beide Hälften auch wieder auseinander zwingen, aber
die beiden planen
Kameraseiten waren gar zu einladend. So sind nun beide Kameras
tatsächlich
zusammengeklebt, was mir das Anfertigen von verschieden
Blechhalterungen
ersparte. Die
Fokussierung geht immer noch ein wenig stramm, so dass ich einen
größeren
Fokussierknopf angebracht habe, aus dem Entfernungsring eines anderen
Schneider
Objektives. Optisch vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack,
funktioniert
aber perfekt und gibt beim Scharfstellen etwas mehr Hebel. Der
Filmtransport funktioniert von der rechten zur linken Kamera (die linke
hat ja
keinen Transportmechanismus mehr) über zwei weitere kleine
Kupplungsstücke, die
die vier Filmspulen durch Löcher in den
Kameragehäusen verbinden. Eines hat
flache Nasen, die in die Schlitze der Spulen greifen und den Transport
bewirken, und eines nur Zapfen, für die frei drehenden unteren
Spulen. Das
Filmeinlegen ist ein wenig kompliziert, zuerst muss der
„rechte" Film eingelegt
werden und der eine Pin von links eingeschoben werden, dann kommt der
“linke“
Film hinein. Die Leerspulen werden mit dem Pin mit Nasen verbunden, die
Papierenden eingeführt, etwas transportiert und der Film
gespannt.
Die
Rückwände beider Kameras brauchte ich nicht zu
verbinden. Sogar ohne das
„mittlere“ Scharnier halten die
Rückwände im geschlossenen Zustand perfekt an
den Gehäusen, eine geniale Rollei Konstruktion: Die
Rückwände werden
gewissermaßen auf das Gehäuse gespannt, also auf Zug
beansprucht, was viel
besser ist als auf die Stabilität von Scharnieren vertrauen zu
müssen. Man muss
nur daran denken, dass die Rückwände nun lose sind,
wenn die Kamera geöffnet
wird. Das
überflüssige rechte Sucherobjektiv habe ich entfernt,
so dass die Kamera nun
tatsächlich eine „Dreiäugige“ ist
und keine “Vieräugige“. An
beiden
Kameras habe ich den Verschluss gereinigt und die zwei
Auslösehebel mit einer
Schubstange verbunden, zum gleichzeitigen Auslösen. Den
Lichtschacht habe ich
mit einer hellen Rollei 6000 Einstellscheibe versehen (und das
Sucherobjektiv
entsprechend justiert). Anstatt des rechten Lichtschachtes habe ich
eine
flachere Abdeckung installiert mit einem Blitzschuh, in den man einen
kleinen
Belichtungsmesser wie einen Gossen Digisix oder Sixtino einstecken kann. So
sieht
die fertige Kamera aus:
Irgendwie
ganz unspektakulär… Die beiden ersten Testfilme sind deutlich unterbelichtet, was ich erst einmal nicht verstehe - ich werde herausfinden warum. Hier sind trotzdem ein paar Bilder, vom Kloster Knechtsteden, im Norden von Köln.
|