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Das
ist ein alter Traum, eine
klassische Rolleiflex mit modernem Belichtungsmesser, wobei gegen den
originalen Belichtungsmesser gar nicht so viel zu sagen ist –
wenn er denn
funktioniert. Leider jedoch basiert er auf einer Selenzelle als
signalgebendem
Element, und die allermeisten dieser Selenzellen sind inzwischen nicht
mehr in
Ordnung, typischerweise ändern sie ihr Verhalten so, dass sie
bei viel Licht zu
wenig anzeigen, sie reagieren also nicht mehr linear, so dass
– wenn man sich
nach dem Belichtungsmesser richtet - die aufgenommenen Bilder bei wenig
Licht
vielleicht noch korrekt belichtet sind, bei viel Licht aber immer
überbelichteter werden. Technisch
liegt das Problem
an der Abdichtung der Zellen mit einer Art Lack, der undicht wird, was
zur Degradation
der Zelle führt. Es liegt nicht, wie gelegentlich behauptet
wird, an der Menge
Licht, die die Zellen zu verarbeiten hatten. Ein Selen
Belichtungsmesser kann „jahrzehntelang“
in der Sonne liegen und ausschlagen, so lange die Zelle
„dicht“ ist, macht ihm
das nichts aus. Und
auch wenn man eine
funktionierende – alte - Zelle ergattert hatte,
nächste Woche schon konnte auch
diese die Schwindsucht bekommen. Ich habe selbst in die Kamera die hier
in Rede
steht einmal eine neue Zelle einbauen lassen, die perfekt funktionierte
– für
etwa 6 Monate… Nachdem
meine 3,5F also
wieder nur noch einen „müden“
Belichtungsmesser hatte und ich nicht in noch
eine Zelle investieren wollte, erinnere
mich an eine Diskussion in der „RUG“, der Rollei
User Group, ob man nicht den
Selen Belichtungsmesser durch eine modernere Technik ersetzen
könne, aber das
führte zu nichts und das Projekt verschwand für 15
Jahre in meinem
„Ideenspeicher“. Bis
ich neulich auf den
Bericht von jemandem stieß, der die Selenzelle (einer Zenit)
durch die Solarzelle
aus einem alten Taschenrechner ersetzt hatte. Einen alten
Taschenrechner hatte
ich noch, und prompt schlug die Nadel aus – allerdings alles
andere als
richtig. Dennoch
war die Idee damit
wieder in meinem Kopf und die nötige Hilfe (ich bin eigentlich
kein Elektronik
Fuchs) bekam ich in meinem Lieblings-Fotoforum. Die
Idee war also, die
Selenzelle der Kamera durch eine moderne Fotodiode zu ersetzen (BPW21)
und über
eine passende Elektronik das klassische Drehspulinstrument der Kamera
zu
betreiben, so dass die Nachführ-Belichtungsmessung der Kamera
erhalten bliebe
und die Kamera äußerlich nicht verändert
würde. In der Kamera unterzubringen
war neben der Fotodiode die Platine der Elektronik mit einer Batterie
und ein
Schalter um den Belichtungsmesser einzuschalten (und Kabel…).
Insgesamt
gab es vor der
Version 1.0 die nun in der Kamera sitzt vier Prototypen. Nummer eins
funktionierte, brachte aber den erwähnten Vollausschlag nicht
zustande und war
für den vorgesehenen Einbauraum wesentlich zu hoch, Nummer
zwei und drei
funktionierten nicht – warum auch immer, Nummer vier
funktionierte gut, war
aber immer noch zu hoch, so dass das Mattscheibenbild an einer Stelle
abgedunkelt wurde. Die
Kabel (es sind eine ganze
Menge) stecken unterm Spiegel, und hoffentlich bleiben sie
da…
Stattdessen
habe ich die
Blitzbuchse geopfert. Das ist sicher ein Sakrileg und
verändert die Kamera
permanent (was ich eigentlich nicht wollte). Andererseits werde ich mit
der
Kamera nicht blitzen (ich blitze sowieso ungern) und der Platz ist
ergonomisch
prima. Der linke Zeigefinger schaltet (da wo die Blitzbuchse war) den
Belichtungsmesser ein, die Daumen gleichen Zeit und Blende ab, und der
rechte
Zeigefinger bleibt frei zum Auslösen im entscheidenden Moment. So
ist die fertige Kamera
letztlich äußerlich doch nur fast
unverändert. Sie funktioniert gut, als ob sie nie anders
funktioniert hätte.
Den Belichtungsmesser auf den Nachführzeiger zu justieren war
zum Schluss gar
kein Problem, und ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, Rollei
da ins Handwerk
gepfuscht zu haben. Wäre Rollei damals (1981) am Leben
geblieben, hätten sie
etwas Ähnliches vielleicht auch gemacht, Prototypen sind bei
Prochnow zu sehen. Ein
Wort der Vorsicht noch an
eventuelle Nachahmer, die auch unter dem lahmen Beli ihrer geliebten
„F“
leiden. Ich freue mich sicher sehr darüber, sollte sich jemand
von meinen
Basteleien inspiriert fühlen, diese Bastelei jedoch war nicht
simpel, auch wenn
sie jetzt so unauffällig aussieht. Ich gebe gern
Hilfestellung, aber „Plug and
Play“ ist dieser Belichtungsmesser nicht…
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