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Ein wenig Rollei 35 Feeling an der Sony A7 (2015) So wie es die
gefühlte Temperatur gibt,
die von Messwerten relativ unabhängig ist, gibt es auch
gefühlte
Lieblingsobjektive, unabhängig davon, wieviel Linienpaare
Auflösung die
fotografierten Testtafeln ausweisen. Eines davon ist das Sonnar 2,8/40
der
Rollei 35 S. Mit meiner 35 S habe ich ein paar der mir liebsten Bilder
gemacht
und fand seine Leistung immer tadellos, scharf, kontraststark, einfach
prima.
Auch im Vergleich zu anderen „Premium“
Kompaktkameras wie der Olympus XA oder
der Minox 35 stand das Sonnar bei mir immer auf Platz 1. Nun ist die
Zeit über
die Rollei 35 (und ihre Konkurrenten sowieso) hinweg gegangen, auch
wenn ich sie
gelegentlich durchaus noch verwendet habe. Wenn, dann allerdings mehr
aus Spaß
an der alten Technik als wegen der Kompaktheit. Und ehrlicherweise auch
nicht
wegen der Qualitäten des Sonnars, weil das, was auch ein guter
Kleinbild
Diafilm abliefern kann, auch von noch deutlich kleineren und viel
leichteren
Digitalen inzwischen ja locker übertroffen wird, Sonnar hin
oder her. Was Kompaktheit
angeht, haben die
digitalen Konkurrenten ja ohnehin so unglaubliche Fortschritte gemacht,
die ich
noch weit nach Beginn des digitalen Zeitalters kaum für
möglich gehalten habe. Besonders
die Sony Kameras mit dem großen 24x36 mm Sensor sind
inzwischen so klein – wer
hätte diese Kameras noch vor fünf Jahren erahnt? Was die Freude
an der Kompaktheit der
Sony A7 etwas trübt, sind die Abmessungen der Objektive.
Nicht, dass ich über
Sony lästern wollte aber relativ – gefühlt
– sind die Objektive groß im
Vergleich zur Kamera (auch wenn sie de facto vergleichsweise klein
sind). Auch
das Adaptieren der verschiedenen (kompakten) Wechselobjektiv
Alternativen
anderer Bajonett Standards, wie etwa des Pentax M 2,8/40 oder 2,8/28
ist zwar
problemlos möglich und ergibt dank der phantastischen
Scharfstellhilfen der
Sony eine perfekt zu benutzende Kombination, aber eben keine besonders
kompakte. Einzig mit Objektiven des Leica M Bajonettes ergeben sich mit
deren
kürzerem Auflagemass einzelne Kombinationen, die
ähnlich kompakt sind wie die
mit dem derzeit kleinsten Sony Objektiv, dem Sonnar FE 2,8/35
(37mm lang,
120g). Kleiner geht es soweit ich weiß mit
käuflichen Objektiven nur mit dem
neuen Voigtlaender (Cosina) VM 2,8/40 Heliar, mit dem sich
einschließlich des
Adapters 32,2mm ergeben (versenkt sogar nur 22,4mm), bei allerdings
über
250g Gewicht. Was also
ergäbe die Adaption des Rollei
Sonnars an die A7? Unerreichte
Kompaktheit mit der Qualität
des Sonnars und Rollei Feeling an der A7? Wir werden sehen. Spenderkamera
war meine inzwischen
defekte und an allen Ecken angeschlagene 35 S, die ich erst einmal bis
auf fast
die letzte Schraube demontiert habe. Rollei gibt als Auflagemass knapp
24mm an,
was für einen Adapter zum Auflagemass der Sony 6mm Platz
lässt, also genug.
Schwieriger war es, die Blendeneinstellung und die Objektiventriegelung
zu
verpflanzen. Hier ist, was nach dem demontieren übrigblieb: Da ich weiterhin
nicht über Drehbank
oder Fräsmaschine verfüge sondern nur über
zwei gesunde Hände, ist die Dicke
des Adapters nur so genau wie feil- und mit dem Messschieber messbar,
ich bin
aber ganz zufrieden. Die optische Leistung des Objektives in den vier
Ecken
unterscheidet sich nicht, die Feilerei scheint mir also ganz gut
gelungen zu
sein. In der Mitte lässt sich die zusammengeklebte Kombination
aus Adapter und
Objektivträger sowieso ganz einfach justieren, das Sonnar hat
ja
Gesamtverstellung und einen justierbaren unendlich Anschlag, wie
für mich
gemacht. Die ganze
äußere Verschlussmimik habe
ich natürlich abgebaut und die innere Betätigung der
Lamellen mit einem
Tröpfchen Sekundenkleber im offenen Zustand blockiert. Für die
gehäuseseitigen Stege, die das
Objektiv beim Einschieben führen, war leider kein Platz mehr,
so muss man beim
Ein- und Ausschieben des Objektives etwas gefühlvoll sein. Eng
ist es ohnehin
im Bajonett, man
kann das Objektiv zwar
in angesetztem Zustand versenken und ausziehen, aber nicht in
versenktem
Zustand abnehmen oder ansetzen, sondern nur ausgezogen.
Kurz habe ich
darüber nachgedacht, ob
sich ein „richtiger“ Blendenring eines anderen
Objektives mit dem
Blendenhebelchen des Sonnars koppeln ließe, dann aber fand
ich es attraktiver,
den so typischen Rollei Ring neben dem Objektiv zu belassen, auch wenn
er die
Ergonomie der Kamera (in dem er den Griff praktisch abdeckt) etwas
beeinträchtigt. Daraus wiederum entstand die Idee,
auch ein paar Design Elemente der Rollei 35 zu behalten, wie den
Entriegelungsknopf und den angedeuteten Verschlusszeitenring. Auch fast die
komplette Vorderseite der
Rollei zu erhalten und so optisch eine Kamera vor die andere zu setzen
wäre
möglich gewesen aber auch irgendwie albern, weil ja nur noch
Blendenrad und
Objektiventriegelung eine Funktion haben. Andererseits wollte ich den
Rollei 35
Schriftzug schon unterbringen. So ist das
Design jetzt nicht Fisch
nicht Fleisch und gefällt mir auch nicht wirklich gut. Design
ist
schwierig… So sieht das Teil in
verschiedenen
Rohbaustadien aus: Und so fertig an der Kamera: Ich komme auf 130g Gewicht und 31,1mm Länge (19,6mm versenkt!), meine Adaption ist also fast so leicht wie das Sony Sonnar und noch flacher als das Voigtländer Heliar! Was das Feeling angeht - nun ja. Der Entfernungsring ist nicht besonders leichtgängig und beim Drehen hat man immer auch einen Finger vor dem Objektiv, aber es geht. Die Blendeneinstellung ist vollkommen problemlos und auch wenn ich dieses Objektiv nicht immer an der Kamera haben werde, immer dabei haben kann man es in der Tat, so klein wie es ist. Und so klein wie
es ist, die optische Leistung ist zumindest akzeptabel. Die
alleräußersten Ecken sind bei offener Blende nicht
toll, sie sind ehrlich
gesagt verwunderlich schlecht. Kann es sein, dass Rollei diese
Schwäche
akzeptiert hat, weil sie zu analogen Zeiten sowieso in den seltensten
Fällen
auf dem Bild zu sehen war? Alle anderen
Bereiche des Bildes sind
aber durchaus brauchbar. Zum Vergleich
hier das Sony/Zeiss Sonnar
FE 1,8/55, so ziemlich das schärfste Objektiv das es ansonsten
so gibt auf
diesem Planeten und das alte Pentax M 2,8/28 bei
Blende 8 in der Mitte, und da spielt das Rollei Sonnar durchaus mit. Am
Rand
und sowieso in den Ecken aber sieht das wie schon gesagt anders aus,
das zeige
ich lieber nicht. Rollei Sonnar 2,8/40 bei
Blende 8,
Bildmitte: Sony/Zeiss Sonnar FE 1,8/55
bei Blende
8, Bildmitte: SMC-Pentax M 2,8/28 bei Blende 8, Bildmitte: So
heißt die goldene Regel also
weiterhin: Fotografieren mit Blende 8 – und die neugierigen
Blicke genießen, die
die Kombination auf sich zieht. Mehr solcher Adaptierungen (und auf handwerklich viel höherem Niveau) macht Herr Miyazaki in Japan - da gibt es auch noch Kleineres zu sehen… (nach oben)
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